Samstag, 29. Januar 2022
Letzte Änderung: 20. Februar 2023
Die "Stegmann-Schule" ist sicher eines der Standardwerke der Trompetenschulen, und jeder der sich ernsthaft mit dem Instrument Trompete beschäftigt, sollte ein gedrucktes Exemplar in seinem Notenregal parat haben. Bietet es doch eine große Fülle an Etüden und Übungen zu trompetenspezifischen Probleme und hält auch einige schwierige Vortragsstücke parat.Zugegeben, die Erklärungen, gerade am Anfang, sowie die Ansichten des Herrn Stegmann sind mittlerweile überholt, man muss dabei bedenken, dass die Schule schon über 60 Jahre auf dem Buckel hat und viele Tatsachen von damals einfach "überholt" sind, sprich, widerlegt wurden. So zum Beispiel das Aussieben der Schüler nach Lippengröße. Nach Ansicht Stegmanns hätten Könner ihres Fachs, wie Arturo Sandoval oder Wynton Marsalis, lieber Tuba lernen sollen da Ihre Lippen viel zu groß sind. Zum Glück haben sie es doch mit der Trompete versucht. Nichtsdestotrotz ist die Elementare Trompetenschule eine gute Ansammlung nützlicher Übungen für den Trompetenunterricht.
Für den Unterricht mit Kindern sollte man diese Schule nicht direkt verwenden. Hier sind mittlerweile bessere Werke wie Hören, lesen und spielen oder der Trompetenfuchs vorhanden, die nicht so schnell in die Höhe gehen und den Ansatz Schritt für Schritt aufbauen. Wo Stegmann schon bei Übung 7 bis zum c'' voranschreitet wird bei Hören, lesen und spielen z.B. erst nach knapp der Hälfte des ersten Bandes das c'' erschlossen.
Fortgeschrittene Anfänger, die sich bereits einen gewissen Tonumfang erarbeitet haben und diesen gut beherrschen können die Übungen gut als Ergänzung heranziehen. Ältere Anfänger, die schon von Natur aus einen guten Ansatz haben (Purzelbaumtrompeter) können auch mit der Schule arbeiten. Wiedereinsteiger können enorm von den Übungen profitieren und Ihre Fähigkeiten auffrischen und erweitern. Fortgeschrittene Spieler, die sich fit halten wollen, finden hier auch passende Übungen, um darauf aufzubauen. Auch für den Unterricht mit Kindern kann man ab einem bestimmten Entwicklungsstand sicher die ein oder andere Übung in den Unterricht einbauen.
Die Erklärungen im Heft sind in Deutsch und Englisch gehalten, wenn man das mittlerweile bei vielen umstrittene Vorwort mal außer Acht lässt oder mit dem nötigen kritischen Blick betrachtet, findet man in dieser Schule für viele musikalische Fragen eine gute Antwort. Manchmal ist man aber schon ein bisschen erstaunt, dass neue Inhalte einfach so ohne große Erklärung auftauchen.
Stegmanns Erklärung zu punktierten Viertelnoten
Computersatz geübte Augen werden wahrscheinlich größere Probleme mit dem teils sehr engen Schriftbild haben, wer aber schon mal den ein oder anderen Marsch oder auch mal was aus dem Arban gespielt hat, ist Kummer gewohnt und findet hier ein hervorragendes Schriftbild vor. Oftmals wirds etwas eng, aber das ist bei den schwierigen Übungen in fast allen Schulen der Fall und stört nicht weiter.
Die ersten 38 Übungen behandeln ausschließlich ganze, halbe und Viertelnoten. Ab Übung 39 kommen dann Achtelnoten dazu. Und hier ist auch ein großer Unterschied zu modernen Schulen zu finden. Während in den meisten Schulen erstmal behutsam auf Achtelnoten eingegangen wird, geht Stegmann gleich in die Vollen. In den nächsten 16 Übungen sind halbe Noten Mangelware und die Viertelnoten dienen meist nur noch dazu eine Gelegenheit zum Luft holen zu schaffen. Punktierte Vierteln werden ohne jegliche Erklärung einfach nebenbei eingestreut, ebenso die punktierte Achtel. Auch Vorzeichen werden einfach eingestreut, obwohl diese erst viel später eine Erklärung finden. Es folgen Triolen, 16tel Noten, Dynamik, Artikulation und Tonarten werden auch immer mal wieder kurz angerissen. Im hinteren Teil finden sich dann auch ein paar anspruchsvolle, wie "Die Forelle" von Schubert samt zweier Variationen. Sowie zahlreiche sehr hilfreiche Duette.
Die Schule sollte man heutzutage vielleicht nicht mehr unbedingt jemanden ohne Erklärung in die Hand drücken, manche Erklärungen sind schlichtweg überholt und das Notenmaterial kann Anfänger komplett überfordern, da es viel zu schnell in die Höhe geht. Als Ergänzungswerk in den Händen des richtigen Lehrers ist Richard Stegmanns Elementare Trompetenschule aber ein gutes Mittel, um die Fähigkeiten der Schüler zu fordern und zu festigen. Gerade bei Schulen wie Hören, lesen und spielen, die nicht so sehr in die Tiefe gehen und viele Themen nur ungenügend abdecken, ist es notwendig Schulen wie diese, Karl Lahn oder auch Arban, mit hinzuzuziehen. Es ist also eine sehr individuelle Angelegenheit mit welchen Schulen man das Instrument erlernen kann, aber fortgeschrittene Spieler sollten sich diese Schule unbedingt zu legen. Alle die schon einen Arban besitzen brauchen diese Schule nicht unbedingt. Nicht umsonst wird sie auch häufig als kleiner Arban bezeichnet.
Übersicht zu Trompetenschulen
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